Die Stadt-der-Moderne-Box auf dem Rathausplatz in Chemnitz. Die beiden Herren sind nur zufällig auf dem Bild.
Am Wochenende war ich seit längerem mal wieder in der Chemnitzer Innenstadt. Das Wohnen auf dem Campus bringt es mit sich, dass man nur noch für größere Besorgungen (Elektronikkram, Kosmetikartikel) hierher fahren muss. Alles andere gibt es auch bei den Discountern ums Eck. Früher bin ich öfter in die City gefahren, aber mittlerweile scheue ich den Weg. Nicht, dass es wirklich weit wäre – aber man wartet doch ein ums andere Mal auf die Tramlinie 2, die jetzt im Sommer nur jede Viertelstunde durch die Straßen kriecht und noch dazu notorisch verspätet ist.
An der Zentralhaltestelle angekommen, fiel mir gleich die Stadt-der-Moderne-Box auf, die für die neue Imagekampagne von Chemnitz werben soll. Draußen sind Fotos von überwiegend lachenden Einwohnern abgebildet, drinnen gibt es Statements in Print- und Videoform. Es ging darum, was die Chemnitzer mit ihrem neuen Slogan verbinden. Eine junge Dame fand den Titel „Stadt der Moderne“ für Chemnitz ziemlich unpassend. Ihr wurde eine begeisterte Stimme einer älteren Frau entgegen geschnitten, welche die Innenstadt hingegen sehr schön fand: „Weil hier alles so modern ist!“
Nun kann man ja vieles über die Chemnitzer Innenstadt sagen – aber wirklich „schön“ ist sie leider nicht. Das Rathaus ist schön. Einige der alten Bürgerhäuser sind schön. Die Innenstadt als Ganzes ist hingegen ein ziemlich wildes Durcheinander aus alt und neu, hübsch und abrissbedürftig, gediegen und häßlich. Schön ist sie nicht. Aber nicht zuletzt brauchen die Macher der Image-Kampagne ja auch ein paar positive Stimmen zum Stadtbild. Sie können ja schlecht sagen: „Leute fahrt nach Altenburg, wenn ihr eine schöne Innenstadt sehen wollt!“ – Das wäre zwar richtig, aber außer den Altenburgern würde sich darüber wohl niemand freuen.
Eine richtig originelle Idee fand ich die kostenlosen Oversize-Postkarten, die es in der Box zum Mitnehmen gab. Einige Motive zeigen Chemnitzer Sehenswürdigkeiten wie den Marx-Kopf oder eine Kaßberger Jugendstilfassade – andere nehmen das Klischee von Chemnitz als Provinzstadt auf die Schippe. Allein wegen dieser Karten hat sich die Fahrt in die Innenstadt für mich diesmal gelohnt:
Die Gratis-Postkarten – man benötigt 1,45-Euro-Briefmarken für den Versand.