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Mondlandschaft in Bernsdorf

Abriss in Chemnitz

Das ist der Nachteil, wenn man nicht mehr ständig in Chemnitz wohnt sondern wie ich in unregelmäßigen Abständen hin- und herpendelt: Man kriegt Veränderungen in der direkten Umgebung nicht mehr gleich mit. Und so war ich gestern doch sehr überrascht als ich aus der Straßenbahn-Linie 2 stieg und an Stelle des  langgestreckten Wohnhauses mit seinen Balkonen direkt gegenüber vom Bernsdorfer Hallenbad nur noch einen großen Berg voller Schutt erblickte. Natürlich hätte ich es ahnen können, schließlich stand das Haus schon eine Weile leer und Wohnraum ist in Chemnitz nunmal nicht eben gerade knapp. Dennoch überwog das Erstaunen, wie sich innerhalb weniger Tage das Bild so wandeln kann: Die Abrissbagger haben ganze Arbeit geleistet. Jetzt liegen Betonplatten, Stützpfeiler und Hohlblocksteine wild durcheinander. Feiner Schnee rieselt seit Tagen darauf – im grellen Licht der Straßenlaterne sieht der Schuttberg fast aus wie eine Mondlandschaft. Es ist nicht irgendein Mond, es ist ein Schrottplanet. Über ihm der schwarze Himmel – keine Sterne.

Rückkehr nach Chemnitz

Gestern abend bin ich mit dem Vogtlandexpress zurück nach Chemnitz gekommen. Mit mir spuckte der Zug eine ganze Menge weiterer Studenten aus und so warteten wir gemeinsam auf dem kahlen  Chemnitzer Bahnhofsvorplatz auf die Tram Nr. 4 in Richtung Zentralhaltestelle. Und wieder war es ein merkwürdiges Gefühl dort zu stehen. Vielleicht kennen einige von euch das Gefühl auch: Du bist zwar ausgestiegen, aber hier nicht zu Hause. Auch nach vier Jahren in dieser Stadt ist das Gefühl nach dem Aussteigen immer noch das Gleiche…

Gut also dass ich in einer gemütlichen WG wohne, wo mir der Übergang von Berlin zu Chemnitz leichter gelingt als auf dem Bahnhofsvorplatz. Naja ok, diesmal war die Wohnung dunkel und eiskalt – meine Mitbewohnerin verweilt noch in den Semesterferien (sei ihr gegönnt). Der erste Zustand der Wohnung liess sich jedenfalls mit einem Druck auf diverse Lichtschalter leicht beheben – die Heizung blieb aber kalt, obwohl ich voll am Rad drehte…äh…den Regler verschob! Übernachtung also mit dickem estnischen Pullover, auch nicht so schlimm. Wenn es keine Heizung gäbe würde ich das glatt jeden Tag machen!

Es gibt aber eine Heizung und das habe ich auch dem Hausmeister erzählt. Der hat zwar zuerst etwas verwundert geguckt, aber sich dann doch darum gekümmert. Jetzt bollern die Heizkörper aus vollen Rohren und ich sitze in Badehose vorm Laptop und fächere mir mit den Werbeprospekten die sich in meiner Abwesenheit angesammelt haben, eifrig Luft zu. Ich glaube so langsam kann ich es doch sagen: Chemnitz, ich bin angekommen.