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„Suitabel for Escaltors“

Es ist ja gemeinhin bekannt, dass die Deutsche Bahn es nicht so mit der englischen Sprache hat. Ganz unabhängig davon, wie man Bücher wie „senk ju vor träweling – Wie sie mit der Bahn fahren und trotzdem ankommen“ finden mag, überrascht einen das Sprachvermögen des Großunternehmens doch immer wieder. Lustiger Akzent der Zugbegleiter hin oder her – gestern bin ich auf dem Berliner Bahnhof Südkreuz über das folgende mehrsprachige Schild gestolpert:

Suitabel for Escaltors (Berlin-Südkreuz)

Auf den ersten Blick sieht es ja ganz gut aus, Schrift schön groß und den Kofferkuli sogar korrekt mit „luggage trolley“ übersetzt. Doch dann das schwierige Wort „fahrtreppengeeignet“. Was schreibt die Bahn? „Suitabel for escaltors“ – für einen Moment war ich ernsthaft verwirrt, kannte die Deutsche Bahn etwa grammatische Formen und Vokabeln, die mir selbst nicht geläufig sind? Ein Blick in den Beolingus der TU Chemnitz und das Onlinewörterbuch LEO offenbarten jedoch den wahren Sinn der Beschriftung: Suitable for escalators – geeignet für Rolltreppen! Auch Google berichtigt  die „spelling mistakes“ der Bahn und markiert die fehlerhaften Wörter. Das einzige was ich mich jetzt noch frage ist ja, ob womöglich alle Schilder zur Kofferkuli-Ausleihe im Bundesgebiet so beschriftet sind. Auftrag für den nächsten Bahnhofsbesuch: Nachschauen und rückmelden!

Vogtlandexpress fährt wieder (mit Preisen!)

Vogtlandbahn (Arriva) Chemnitz

„So Kleine, jetzt halt mal den Teddy und guck dann den Zug so an, als wäre es eine Ikone der Heiligen Mutter Gottes“ – Wer bei Arriva gibt eigentlich solche kitschigen Pressefotos in Auftrag?

Wie ich soeben aus heißer Quelle (danke an Daniel!) erfahren habe, wird der Vogtlandexpress ab Mittwoch, dem 8. April wieder zwischen Chemnitz und Berlin fahren. Rechtzeitig vor Ostern gibt es also wieder eine direkte Verbindung in die Hauptstadt! Überraschend ist die Wende vor allem deshalb, weil die Vogtlandbahn erst im Februar diesen Jahres ihren Betrieb auf der Strecke  eingestellt hatte (Chemnitzblog berichtete). In jeden Fall eine erfreuliche Nachricht, kommt man als Student  (gerade wenn man keine Bahncard besitzt) doch jetzt wieder günstig nach Berlin.

Allerdings wurden mit der Neueinführung auch die Fahrpreise erhöht: Eine Einzelfahrt von Chemnitz nach Berlin Zoo kostet ab sofort 25 Euro. Für alle bis 26 Jahre gilt ein ermäßigter Preis von 18,75 Euro. Die Vogtlandbahn rückt damit preislich an eine Intercity-Fahrt über Leipzig mit Bahncard 50 heran (derzeit 21 Euro), für Vielfahrer mit einer ebensolchen ist die Ersparnis also nicht mehr ganz so groß. Wie zuvor fährt der Vogtlandexpress früh morgens (Chemnitz ab 06:37 Uhr) nach Berlin und am frühen Abend (Berlin Zoo ab 17:39 Uhr) wieder zurück. Und zwei PDF-Dokumente habe ich auch noch für euch: Zum einen den aktuellen Fahrplan und dann die Preistabelle. Natürlich alles ohne Gewähr und Änderungen vorbehalten – beachtet auch die Seite der Vogtlandbahn.

Stiller Protest zum Schluss

Protest gegen das Aus der Vogtlandbahn (Chemnitz)

Heute abend gegen Viertel vor Neun hat die letzte Stunde des Vogtlandexpress geschlagen: Der Zug aus Berlin erreicht dann Chemnitz. Auch ich habe – wie viele andere – die Gelegenheit genutzt und bin am Wochenende noch einmal nach Berlin und zurück gefahren. Die Züge waren voll wie schon lange nicht mehr, was aber nicht zuletzt eine Auswirkung der Berichterstattung in den lokalen Medien gewesen sein dürfte. Mit dem oben abgebildeten Plakat demonstrierten Zugbegleiter und Lokführer noch am Freitag gegen die Einstellung der Verbindung. „[…]nicht die soziale Verantwortung für die einzige bestehende Direktverbindung aus dem südwestsächsischen Raum nach Berlin und Ihrer Menschen bzw. die Einsicht in Notwendigkeiten des Erhalts des VogtlandExpresses haben gesiegt, sondern die Raffgier“, heißt es in etwas umständlichem Deutsch. Umso deutlicher wird man im nächsten Absatz: Die Verantwortlichen des Bahnkonzerns ARRIVA hätten „der Vogtlandbahn das Herz herausgerissen“. Die Zugbegleiter werden ab morgen wohl in Bayern unterwegs sein, hier unterhält die Firma noch einige Strecken die hauptsächlich für Berufspendler interessant sind. Dies gilt vermutlich auch für die vom Freistaat Sachsen geförderten Fahrzeuge (in jedem Vogtlandexpress war in der Mitte eine große goldene Plakette angeschraubt, die auf die Subventionierung hinwies). Was wohl die Bayern denken, wenn sie mit diesen Zügen dann durch die Voralpen tuckern?

Vogtlandexpress wird eingestellt

Es fährt kein Zug nach Nirgendwo - Die Vogtlandbahn (nicht im Bild) wird eingestellt
Es fährt kein Zug nach Nirgendwo – Die Vogtlandbahn (nicht im Bild) wird eingestellt

Nachdem es in den vergangenen Tagen schon Gerüchte gegeben hatte, kam nun die endgültige Meldung in den sächsischen Medien: Der Vogtlandexpress, die einzige direkte Zugverbindung zwischen Chemnitz und Berlin wird eingestellt. Grund sind angeblich „gestiegene Kosten“, in Wirklichkeit hat sich die Strecke bei der momentanen Auslastung (häufig war der Zug unter der Woche halb leer) vermutlich einfach nicht gelohnt. Am 16. Februar fährt sie das letzte Mal, danach gibt es Verbindungen in die Hauptstadt nur noch mit Umsteigen und ohne den angenehmen Service der Vogtlandbahn (Getränke zu vernünftigen Preisen am Platz, kostenlose Bonbons, ab und zu gratis Zeitungen). Ein bisschen wehmütig bin ich schon jetzt, denn der VX war nicht zuletzt eine wichtige Verbindung in die Außenwelt. Mit dem Wegfall wird auch Chemnitz wieder ein Stück mehr Provinz.

Die schönsten Haltestellennamen

Seid kurzem hängt in meinem Zimmer ein hübscher Stadtplan an der Wand, den die Chemnitzer Verkehrsbetriebe (CVAG) anlässlich ihrer letzten Buslinienumbenennung (genannt: Das neue Netz) verteilt haben. Und wie das nunmal so ist, man geht jeden Tag dran vorbei und guckt beiläufig auf irgendeine Station. Bei der Gelegenheit ist mir dann mal aufgefallen, dass es eine ganze Reihe hübscher und ulkiger Haltestellennamen gibt.

Wie wäre es denn zum Beispiel mit einem Halt in der Kuckucksdelle, die direkt hinter dem Zeisigwald am Stadtrand liegt. Oder nochmal flink für ein paar Einkäufe Am schnellen Markt vorbei, bevor es weiter geht zur Bergschänke? Noch weitere Haltestellennamen deuten die Bedeutung von Bergbau und Industrie in Chemnitz an: Am Stollen heißt es da etwa am südlichen Stadtrand, einige Meter weiter kann man An der Walzenmühle umsteigen oder noch ein Stück weiter zum Rohr- und Kaltwalzwerk fahren. Nicht überall läuft es allerdings so gut wie Am Glücksberg: Wenn man in Richtung Augustusburg nach Osten die Stadt verlässt, konnt man mit dem Bus an der Haltestelle Ehemaliger Gasthof Schere vorbei. Und ob es im Lichtenwaldener Gasthof Bienenstock so zugeht, wie der Name verspricht, steht letztlich auch auf einem anderen Papier.

Auch große Dichter kommen zu ihrem Recht äh.. zu ihrer Haltestelle: Shakespeare zum Beispiel, oder Jack London. Jack London? Der Schreiber von so Goldrausch-Abenteuerromanen wie Ruf der Wildnis oder Lockruf des Goldes? Ja, in Planquadrat D3 hat er seine eigene Haltestelle – benannt nach der gleichnamigen Straße die laut Karte nach wenigen Metern in eine Goethestraße mündet.

Meine Lieblingshaltestelle liegt allerdings ganz oben auf der Karte, vom Rand des Plans nur wenige Zentimeter entfernt. Sie heißt ziemlich vielversprechend: Niederlichtenau, Erdbeersiedlung.