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Automaten auf dem Rückzug

Automaten auf dem Rückzug (Coffeebar der TU Chemnitz)

Die Pressestelle der TU Chemnitz feiert sie als das neue Highlight, der eigens engagierte Tester trinkt vor Begeisterung gleich sechs Tassen und weiß dann auch nicht mehr, was er noch schreiben soll: Es geht um die frisch eröffnete Coffee-Bar im Neuen Hörsaalgebäude (NHG). Sie soll die Studenten mit Kaffee versorgen und gleichzeitig natürlich auch etwas Geld einbringen.

Und doch ist die Eröffnung des Heißgetränke-Tresens kein so heiterer Anlass, wie gemein hin suggeriert wird. Sie begann nämlich mit einem Abschied: Die Automaten, die an dieser Stelle sonst rund um die Uhr Kaffee kochten oder nach einer langweiligen Vorlesung mit einer heißen Gemüsebrühe aufwarteten, gibt es nicht mehr. Der Kakaostützpunkt (KSP) ist tot. Stattdessen: Kaffeehaltige Heißgetränke nach Latté Macchiato-Art im Pappbecher. Der Pressestellen-Tester jubiliert etwas von „studentenfreundlichen Einsfünfunddreißig“ – „So viel?“, frage ich mich, denn der Automat lieferte eine ähnliche Brühe unter der magischen Ein-Euro-Grenze. Mit der Abkehr von der Automatenkultur vollzieht sich ein grundlegender Wandel: Die Hülle zählt, nicht der Inhalt. Es ist natürlich die gleiche Cola, das gleiche Mineralwasser, es sind die gleichen Schokoriegel, die vorher wie von Geisterhand durch Metallröhren rutschten um ihrer Bestimmung – dem Genuss – entgegenzurutschen. Aber eine „Coffee- und Snackbar“ genannte Theke mit hübschem Verkaufspersonal macht eben mehr her, belebt das Geschäft. Der Automat guckt in die Röhre und wenn er grummeln oder weinen könnte, dann würde er es vermutlich tun. Aber er sagt garnichts, er blinkt nur stumm ergeben vor sich hin – wartend, dass jemand den Stecker zieht.

Mensa-Deutsch für Anfänger

Speisesaal Mensa Chemnitz

Die Chemnitzer Mensa hat über die Jahre hinweg eine beeindruckende Formulierungskunst entwickelt, um ihre Hausmannskost möglichst sprachgewaltig an die Studenten zu bringen. In den Speiseplänen werden Neologismen und Euphemismen verwendet, dass jedem ordentlichen Linguisten das Herz aufgeht. Für alle Einsteiger, die sich im Irrgarten der Mensa-Sprache (noch) nicht so gut auskennen, hier ein kleiner Überblick:

1. Nudeln sind ja nicht nur sehr lecker, sondern auch anerkanntes Klischee-Grundnahrungsmittel jedes Studenten. In der Chemnitzer Mensa gibt es sie einmal in Form von Spirelli (Mensa-Deutsch für Spiralnudeln/Fusili) und als Gabelspaghetti. Bei letzteren handelt es sich um ganz normale Spaghetti, die sich eben auch mit einer Gabel essen lassen.

2. Niemand sollte den angebotenen Risotto mit dem gleichnamigen italienischen Reisgericht verwechseln, welches auf Basis von Rundkornreis und Brühe (mit Weißwein, Champignons oder Spinat) hergestellt wird. Der Mensa-„Risotto“ ist ein schnöder gekochter Langkornreis. Bratreis ist der gleiche Reis, nur in der Pfanne zubereitet. Im Ergebnis etwas trockener als der „Risotto“.

3. Hinter dem Tiroler Reisauflauf verbirgt sich hingegen ein süßer Auflauf, der ein wenig an Milchreis aus dem Ofen erinnert.

4. Partyfrikadellen sind der heiter klingende Bestandteil, der jedes Semester zwei bis dreimal auf dem Speiseplan auftauchenden Grillplatte. Es handelt sich um zwei kleine frittierte Fleischbällchen, die sich ihren Platz mit einer Grillwurst und einem Ministeak teilen.

5. Salat der Saison lautet der schöne Beilagen-Titel auf dem Speiseplan. Merkwürdigerweise hat Weißkrautsalat praktisch immer Saison. Er ist unvermuteterweise auch ziemlich international: Mal gibt es ihn als  Griechischen Weißkrautsalat, dann als Balkansalat oder auch als Beigabe im Salatmix. Gelegentlichwird er ergänzt um einzelne Blätter vom Eisbergsalat oder kleine Tomatenstückchen.

Weitere schöne Formulierungen aus der Mensa-Sprache finden sich jede Woche aktualisiert an dieser Stelle. Ich wünsche viel Vergnügen und guten Appetit!

Produkte, die’s bei uns nicht gibt: Imitierte Wildschweinpastete

Imitierte Wildschweinpastete in Chemnitz

Das letzte Mal hatte ich in dieser Kategorie die Kekstorte Kalter Hund vorgestellt, ein krümeliger Spaß für die ganze Familie. Diesmal geht es um ein pikanteres Produkt, welches ich bei meinem letzten Streifzug durch das benachbarte Edeka entdeckt habe: Imitierte Wildschweinpastete. Zuerst herrschte bei mir eine linguistische Verwirrung vor: Eine imitierte Pastete vom echten Wildschwein oder eine echte Pastete mit imitiertem Wildschwein? Nun bin ich ja kein großer Pasteten-Experte, aber was einen da aus der Packung anlacht, sieht doch ungefähr so aus wie man sich eine Fleischpastete vorstellt. Also doch Variante 2 mit der nachgeahmten Wildsau. Nun ist ja die Frage ob der durchschnittliche Edeka-Käufer überhaupt merken würde, dass es sich um einen Imitat-Eber handelt. Könntet ihr mir auf Anhieb sagen wie Wildschweinfleisch aussieht? Eben. Das Produkt richtet sich also demnach an Feinschmecker, die den Unterschied zwischen Wild- und Hausschweinfleisch nicht nur sehen, sondern vor allem auch ohne weiters schmecken würden. Andererseits können oder wollen sie sich keine echte Wildschweinpastete gönnen – greifen also zum optisch und geschmacklich hoffentlich ähnlichen Imitat. Ich persönlich habe mich an dieses (sicherlich köstliche) Produkt aus dem Hause PIKANT noch nicht rangetraut, ich esse auch lieber echtes Fleisch als imitiertes. Bleibt nur noch die Frage zu klären: Was ist drin wo Wildschwein draufsteht? Ich werde weiter berichten…

Nachtrag: Das Wildschweinimitat besteht aus Schweinefleisch (82 Prozent) und Speck, dazu kommen Wasser, Salz Gewürze und andere Zusatzstoffe.

Nachtrag 2: Ich habe auf der Seite des Fachmagazins der Fleischwirtschaft noch eine schöne Definition gefunden:

Imitierte Wildschweinpastete
aus gewürfeltem, mit Nitritpökelsalz gesalzenem und in Schweineblut vorgegartem Schweinefleisch hergestellte Pastete mit oder ohne Teighülle.

Klingt doch richtig lecker, oder?

Marmelade kochen für Dummies

Marmelade kochen für Dummies: Die Zutaten
Neun Kiwis für ein Halleluja: Die Zutaten für selbstgemachte Marmelade

Nachdem meine ersten Haushalt-für-Dummies-Artikel zum Thema Waschen per Hand und Kühlschrank reinigen ohne Handschuhe so ein großer Erfolg waren, habe ich mich heute wieder an etwas Neues gewagt: Marmelade kochen! Als echtes Stadtkind dachte ich früher natürlich immer, dass alle Leute ihre Marmelade im Geschäft kaufen… Nein quatsch, natürlich gab es schon damals zu Schulzeiten die Kinder, deren Eltern einen Garten hatten und die ihre Pausenbrote mit selbstgemachter Marmelade bestreichen konnten.

Im ersten Bild seht ihr gleich schonmal die Zutaten für unsere hausgekochte Konfitüre (auch ein schönes Wort). Mangels frischer Erdbeeren habe ich mich für die saisontypische Winterkiwi entschieden und sie mit etwas Apfel kombiniert. Dahinter seht ihr den Gelierzucker (von Dr. Oetker, für alle denen das Logo zu unscharf ist). Scheinbar ist Marmelade kochen gar kein so exotisches Hobby wie ich immer dachte, im Edeka um die Ecke gab es jedenfalls mindestens sechs verschiedene Sorten Gelierhelfer zur Auswahl. Ein besonders Trendiger von Südzucker sollte sogar ohne Kochen funktionieren – aber dann müsste es ja nicht Marmelade kochen, sondern Fruchtmatsch-herstellen-und-haltbar-machen heißen – und das wollte ich nicht.

Ich habe mich also für den 2:1-Zucker entschieden, es gibt aber auch andere bekannte Fußballergebnisse als Gelierzucker (1:1 unentschieden etwa oder ein haushoher 3:1 Sieg). Ein Kilogramm Früchte kommen beim zwei-zu-eins dann auf 500 Gramm Packungsinhalt. In der Tüte sind neben dem Haushaltszucker auch das Geliermittel Pektine, etwas Zitronensäure und der Konservierungsstoff Sorbinsäure mit etwas pflanzlichem Fett aneinandergebunden. Der Zucker hat eine grobkörnige Konsistenz und schmeckt etwas weniger süß (habs extra probiert).

Marmelade kochen für Dummies: Obst schälen

Schritt 1: Das Obst schälen. Hierbei können natürlich gerne die Mitbewohner helfen, sofern verfügbar. Am besten wochenlang vorher einen Aushang am Kühlschrank festpinnen, damit keiner den Tag vergisst an dem es gilt ein Kilogramm Obst zu schälen und kleinzuschneiden. Mit den Kiwis und Äpfeln geht das ja ganz gut – aber versucht mal aus den Erdbeeren die ganzen Kerne rauszukriegen! 😉

Marmelade kochen für Dummies: Das Kochen

Schritt 2: Nachdem die Früchte ganz fein geschnitten, oder teilweise mit dem Mixer püriert wurden, geben wir sie in einen Topf. Jetzt den Gelierzucker schwungvoll und in einem Schub draufschütten. Umrühren und aufkochen. Nach kurzer Zeit (wenn ihr noch mit Holz feuert: Nach längerer Zeit) beginnt die Marmeladenmasse zu blubbern. Sieht jetzt fast aus wie grüne Lava und spritzt einem wenn man nicht aufpasst den ganzen Herd voll (Putzplan der WG beachten!). Deckel draufsetzen ist schwierig, denn nach Anleitung auf der Dr. Oetker-Packung soll man die Marmelade-in-spe ja „unter ständigem Rühren“ aufkochen. Ich habe mich dann doch für den Deckel entschieden und nur gelegentlich umgerührt – angebrannt ist mir die Marmeladenlava jedenfalls nicht…

Marmelade kochen für Dummies: Das Abfüllen

Schritt 3: Das Abfüllen in vorher ausgespülte Gläser (im Bild: Einmal Pesto grün, einmal Oliven schwarz, einmal Erdbeerkonfitüre, einmal Gourmet Fruchtaufstrich Erdbeer-Banane) ist eine gute Gelegenheit um noch ein wenig zu kleckern und von der frischen Marmelade zu naschen. Die Gläser dann mit Drehdeckel verschließen und auf den Kopf stellen. „Warum das“, habe ich mich gefragt, „wird der Marmelade davon nicht schlecht?“. (Ohje, die Witze hier werden auch nicht besser, Anm. d. Verf.) Nein, umgekehrt: Durch das Umdrehen entsteht ein Vakuum im Glas wird die Haltbarkeit der Marmelade erhöht , vermutlich weil durch den aufsteigenden heißen Wasserdampf  Keime abgetötet werden (auch die Sorbinsäure hilft dabei, wir erinnern uns).

Schritt 4: Ein Brot mit der ersten selbstgemachten Marmelade schmieren (lecker!) und sich wundern warum man nicht viel früher auf die Idee gekommen ist, sich seine Lieblingssorten einfach selbst zu kochen.

Nachtrag: Hier wird behauptet, das Umdrehen der Marmeladengläser erzeuge weder ein Vakuum (wie ich zunächst fälschlicherweise vermutet hatte), noch helfe es bei der Verlängerung der Haltbarkeit – allerdings würden sich dadurch die Früchte besser in der Marmelade verteilen.

Produkte, die’s bei uns nicht gibt: Kekstorte Kalter Hund

Der eine oder andere Stammleser wird sich vermutlich noch an die Rubrik „Produkte, die’s bei uns nicht gibt“ in meinem Erasmus-Blog erinnern. Ich möchte sie an dieser Stelle gerne fortführen, auch wenn sich das „bei uns“ in diesem Fall nur auf meine Heimatstadt Berlin bezieht und die vorgestellten Produkte aus Sachsen oder Thüringen stammen – trotzdem lässt sich immer wieder neues, überraschendes entdecken:

Gleich drei feststehende Begriffe zieren die abgebildete Packung des Wittenberger Keksproduzenten Wilkana: Das Produkt kann man sowohl unter dem Begriff „Kekstorte“, wie auch unter „Kalter Hund“ oder sogar „Kalte Schnauze“ im Gebäckregal des örtlichen Edeka finden. Letzterer Titel rührt wohl auch daher, dass man die Kekstorte vor dem Verzehr im Kühlschrank aufbewahren soll – vermutlich damit sie bei warmem Wetter nicht völlig wegschmilzt.

Reingeschaut und ausgepackt: Laut Anleitung stürzt man den „Kalten Hund“ am besten auf eine Platte und entledigt ihn dann seines braunen Plastefells. Nach zehn Minuten soll man dann mit einem Messer (vorher in warmes Wasser tunken!) filettieren und unverzüglich servieren.

So sieht er also von innen aus, unser Kakao-Köter: In der festen Schokoladen-Kokosfett-Mischung liegen wie Knochen ganze vier Lagen Hansa-Butterkekse. Wie ebenfalls zu sehen, ist so ein Kalter Hund eine ziemlich krümelige Angelegenheit. Klebrige Schokoladenfinger inklusive. Eigentlich wollte ich ihn ja gestern auf einen Ausflug mitnehmen, aber da bin ich jetzt ganz froh dass ich es nicht gemacht habe. Nun ist die Mitnahme von Haustieren in öffentlichen Verkehrsmitteln ja fast immer eine eher heikle Geschichte, mit diesem Krümelhund macht man sich aber in Bus und Bahn garantiert keine Freunde. Geschmacklich kann man ansonsten nicht meckern: Wie Schoko-Butterkekse in Riesenform, jetzt verstehe ich endlich warum sie in China auch Hunde essen.

Mein erstes Mal… Grillkäse

Vorgestern war ich beim Powi-Grillen, der alljährlichen Barbecue-Veranstaltung der Politikwissenschaft hier in Chemnitz. Klasse Grillgut in allen Varianten: Bratwurst, Steak, Hähnchenspieße und eben auch Grillkäse! Bisher kannte ich Käse nur als Raclette, im Fondue oder eben klassisch auf Brot. Aber warum nicht auch mal eine Feta-Variante auf den Grill schmeißen? Zum Glück hatte ich fachkundige Experten an meiner Seite, die das Procedere schon kannten und die mir verraten konnten wie lange so ein Grillkäse über dem Feuer brutzeln muss damit er sein Aroma optimal entfalten kann. Also punktgenau zugeschlagen und für 1,50 Euro mit Toastbrot erworben. Der Käse hatte fast die Form einer Hand (kann man auf dem Foto evtl. sogar noch erkennen) und schmeckte richtig lecker. Feste Struktur wie beim Feta, aber schon zusammenhängend. Angenehmes Grillaroma welches gut mit dem Röstbrot harmonierte. Und, was ich nicht erwartet hätte: Er zieht keine lästigen Fäden. Mein Fazit: Grillkäse, gerne wieder!