Monatsarchiv: Dezember 2008

Auf Rabattjagd mit der ISIC-Karte?

Die ISIC-Webseite (2. Dez. 08)

Es ist das alte Klischee: Studenten haben wenig Geld, sparen an allen Ecken und Enden, können am Ende des Monats nur noch Nudeln mit Ketchup essen. So drastisch ist es bei den meisten nicht, aber jeder freut sich natürlich wenn er an der einen oder anderen Stelle von seinem Status als Student profitieren und etwas Geld sparen kann. Ganze 40.000 Rabatte, das verspricht großspurig die International Student Identity Card kurz ISIC, die auch auf dem Campus beworben wird (Ausgabestellen u.a. Studentenwerk, Studentenrat und das Reisebüro Shangri-La an der Mensa). Wer sie haben will muss erstmal ein Passbild, eine Immatrikulationsbescheinigung und 12 Euro mitbringen. Danach kann es aber gleich losgehen mit dem Sparen. Versprochen!

Wir stören uns an dieser Stelle mal nicht an der Tatsache, dass die persönlichen Daten entweder bei der deutschen Vertretung von ISIC in Hamburg oder aber sogar bei der internationalen Stelle in Amsterdam gespeichert werden. Wer Rabatte haben will, der darf an dieser Stelle nicht zögern!

Rabatte? Ja worauf eigentlich? Genau hier fängt das Problem der ISIC-Karte an: In Chemnitz gibt es nur an insgesamt 15 Stellen einen Preisnachlass. So kann man etwa im Stadtbad für die Hälfte schwimmen gehen oder ebenfalls zum halben Preis Kunstwerke im Gunzenhauser Museum anschauen. Danach vielleicht noch ein Besuch im Clubkino Siegmar? – „30 % off“ verspricht die ISIC in bestem Rabatt-Englisch. Was sich im ersten Moment ziemlich gut anhört, wird im zweiten zur Farce: Praktisch alle Studentenpreise bekommt man auch ohne die ISIC-Karte! Einfach den TU-Ausweis zücken und schon wird gespart.

Klar werden jetzt viele sagen, in Chemnitz mag das gehen, aber woanders? Im Ausland? Immerhin handelt es sich hier um eine weltweite Sparkarte! International gibt sich die ISIC wirklich: Eine lange Länderliste soll den Anschein erwecken, hier gäbe es auch in der letzten Bananenrepublik noch Studentenrabatt. Beispiele gefällig:

  • In Botswanas Hauptstadt kann man 10 Prozent beim Friseur sparen
  • Im Sudan gibt es 15 Prozent auf Kunsthandwerk
  • In Nicaragua kann man zwei Videos zum Preis von einem ausleihen
  • In Ramallah („Palestinian Territory“) darf man sich ein kostenfreies Bankkonto eröffnen

Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, doch schnell wird klar: Viele Rabatte sind fernab davon, jemals in irgendeiner Form nützlich zu sein. Wer verhandelt ernsthaft in einem Land, wo geschätzte 95 Prozent der Bevölkerung von weniger als zwei Dollar am Tag leben muss, noch seine Friseurrechnung nach und verlangt mit stolz gezückter ISIC-Karte nach Rabatt? Wer kommt jemals in die Verlegenheit sich in Nicaragua gleich zwei DVDS in einer ganz bestimmten Videothek irgendwo in der wuseligen Altstadt von León ausleihen zu wollen?

Und die allermeisten Rabatte bekommt man letztlich auch mit einem ganz normalen Studentenausweis der TU Chemnitz – der ist nämlich glücklicherweise auch ganz international gehalten: Student Identity Card steht darauf. Mehr muss niemand wissen.

Ergänzung: Korrekterweise müsste ich natürlich von der ISI-Karte sprechen, enthält doch das englische Kürzel ISIC schon die Information dass es sich um eine Card handelt. Aber dann wüsste niemand was gemeint ist, deshalb verwende ich den Begriff trotzdem.