Ich war heute im Studentenradio und habe einen Kommentar zur aktuellen Studententüte eingesprochen. Hier könnt ihr ihn schon jetzt lesen und vor allem hören (Ausstrahlung dann Dienstag ab 18 Uhr auf Radio UNiCC).
Es ist zu jedem Semesterstart das gleiche Bild: Hunderte Studenten drängen sich um einen kleinen Stand vor der Mensa. Hier muss es irgendwas umsonst geben. Achja genau, die Studententüte. Eine mit Werbung bedruckte Papiertüte mit – ja richtig – noch mehr Werbung drin. Zwischen Flyern und veralteten Zeitschriften können Tütensuppen und abgepackte Salatkräuter schon als Highlight gelten.
Obgleich jeder Student weiß, dass zusammen mit der Gratistüte praktisch nichts Brauchbares verschenkt wird, stellen sich doch alle, Jahr für Jahr, Semester für Semester aufs Neue in die Schlange um eine Tüte zu ergattern. Sind die Studenten denn blöd? Völlig der Abgreifmentalität verfallen? Süchtig nach Tütensuppen und Salatkräutern?
Diese Einsicht wird unter Umständen relativiert wenn man den gemeinen Studenten nach dem Erhalt der Werbetüte genauer beobachtet. Die meisten haben mit steigender Semesterzahl ein ausgeklügeltes System entwickelt, die wenigen brauchbaren Mitbringsel vom übrigen Werbemüll zu trennen. Da wird die Pflegelotion herausgefischt, der nächste packt das Gratis-Deo in seine Umhängetasche und der Dritte hält die Demo-CD eines Onlinerollenspiels prüfend in den Händen. Mit flinken Fingern wird befühlt, sortiert und ausgewählt. Zurück bleibt Sekunden später nur die zerrissene Papiertüte mit einem Stapel Flyern und veralteten Zeitschriften. Die gesamte Entkernung hat weniger als eine Minute gedauert. Vom Standpunkt des Recyclings her ist die Methode perfekt: Altpapier zu Altpapier, Lebensmittel und Pflegeprodukte in die heimische WG. Die Studenten – so muss der Betrachter selbstkritisch eingestehen – sind doch ganz schön schlau.
Viel Spaß beim Hören!