Besuch im Kosmonautenzentrum

Kosmonautenzentrum Chemnitz

„Der Weltraum . Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs…“ – halt, schon falsch! Wir fliegen natürlich nicht in den Weltraum, sondern in den Kosmos. Und zwar mit einer sowjetischen Raumkapsel. Doch zuvor gilt es ein knüppelhartes Raumfahrer…äh…Kosmonautentraining zu absolvieren. Zum Glück gibt es in Chemnitz zu diesem Zweck das Kosmonautenzentrum Sigmund Jähn, welches an den Pionier und ersten Deutschen im All erinnert. Nach der formlosen Anmeldung (Studenten 2 Euro, Erwachsene 2,50 Euro) werden wir ins Trainingszentrum geführt. Zwei sehr ernst guckende Grundschüler sollen in fünf Disziplinen unsere Kosmostauglichkeit testen: Wissenstest, Sehtest, Konditionstest, Gleichgewichtstest und Reaktionstest. Wir fangen mit der Kondition an, wer weiß wie ausgepowert wir nach den anderen Prüfungen sind.

Kosmonautentraining in Chemnitz
Noch sieht alles gut aus…ein erfahrener Kosmonaut erläutert uns die Funktionsweise des Trainingsgerätes

Es gilt stabiles Laufband durch schnelles Laufen in Bewegung zu setzen. Für unsere Altersstufe (über 9. Klässler) muss man mindestens 300 Umdrehungen in 30 Sekunden schaffen. Na, das sollte doch zu schaffen sein. Wie ein Olympia-Läufer starte ich durch, gebe  Tempo und strample mir die Beine aus dem Bauch. Wenn das keine Bestzeit war! Erschöpft drehe ich mich um: 346 Umdrehungen, geschafft wenn auch nur knapp. Dafür bin ich jetzt geschafft. Aber wer weiß, wie ausgepowert ich nach den nächsten Prüfungen erst bin! Also entscheide mich schnell für den Wissenstest. Die Fragen zu Sojus, Apollo und Saturn bringen mich nicht aus dem Konzept, mit solidem Halbwissen hangeln wir uns durch die Aufgabe. Unser Trainer schaut kritisch und vermerkt den erfolgreichen Abschluss dann doch auf der Trainingskarte.

Es folgt der Sehtest: Die Buchstaben sind ziemlich groß und lassen sich ohne Probleme lesen. Als ich mir an die Nase fasse, weiß ich auch warum: Ich habe meine Brille auf. „Gibt es überhaupt Kosmonauten mit Brille?“, frage ich. „Nein“, lautet die knappe, aber bestimmte Antwort unseres Trainers. Ja, na da haben wir jetzt ja ein Problem… Zum Glück überbrückt der Grundschüler die peinliche Situation, indem er uns vorschlägt, trotzdem noch den Gleichgewichtstest zu absolvieren und danach am Kosmosflug teilzunehmen. War das ein Angebot mich quasi unter der Hand doch noch an Bord zu mogeln? Ich gucke mich vorsichtig um, aber niemand scheint das gewagte Angebot des Pioniers bemerkt zu haben. Schnell willige ich ein. Wollen wir nur mal hoffen, dass meine Brille später beim Sicherheitscheck nicht doch noch zum Problem wird…

Kosmonautentraining in Chemnitz

Doch zuerst wartet der Gleichgewichtstest auf mich und meine tapfere Begleiterin. Auf einer Art Bürodrehstuhl werden wir fünf Mal um die eigene Achse gedreht, dann müssen wir aufstehen und eine gerade Linie entlang laufen. Hört sich einfach an, ist aber verflucht schwierig. Ich torkele über die ersten vier Berührungssensoren am Boden, falle dann fast hin und muss von den beiden Trainern gestützt werden. Die fünf tippe ich noch an, dann falle ich fast hin und der Test ist beendet. „Leider durchgefallen“, vermerkt der Trainer. Das war’s. Aus und vorbei der Traum vom Weltraumflug!

Oder doch nicht? Wir kriegen zwei Flugkarten in die Hand gedrückt und ehe wir es uns versehen, sitzen wir schon in der Rakete. Mutige Raumpioniere haben alle Vorschriften und Richtlinien des staatlichen Weltraumapparates hinter sich gelassen und uns trotz Brille und miserablem Gleichgewichtsvermögen an Bord gebracht.  Wir fühlen uns wie heimliche Helden! Wo soll die Reise hingehen? Einmal um die Erde, bitte. Zu den Klängen von Major Tom („Völlig schwerelos von der Erde…“) heben wir ab. Die Instruktionen kommen von einer Kosmonautin aus dem Bodenzentrum. Sie trägt Make-up und Ohrringe. Wir lernen: So ein Raumflug ist eine viel lockerere Sache, als man immer glaubt.

Raumflug im Kosmonautenzentrum Sigmund Jähn

Eine Viertelstunde später haben wir einen Waldbrand in der Steppe gemeldet, die Umweltverschmutzung der chinesischen Flüsse kritisch beäugt und mit einem kosmischen Hammer unser Schiff fast demoliert. Genug für einen Tag im Kosmos, das finden auch die Grundschüler. Sicher landen wir wieder auf der Erde. Als wir aus der Tür treten, ein kritischer Blick: Doch ja, Chemnitz ist noch da!

Das Kosmonautenzentrum Sigmund Jähn findet ihr im Küchwald hinter dem Schloßteich. Es hat Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Sonntag (nicht in den Sommerferien) auch von 13 bis 17 Uhr. Im Internet unter: http://www.kosmonautenzentrum.de/

Lieber ClubFX,

Fuchsbau in Chemnitz macht keine 1-Euro-Parties mehr

was muss ich da lesen! Bei euch wurde in letzter Zeit wohl ziemlich wild gefeiert. Aus eurer Sicht sogar etwas zu wild. Mit oben stehendem Banner kündigt ihr jedenfalls ein Ende der so genannten 99-Cent-Parties an. Es ist ja auch überaus unschön was betrunkene Gäste so alles anrichten: Sie reißen eure Kellerdeko ab, pinkeln in Becher, verstopfen Toiletten mit ihrer Kotze und übergeben sich sogar in Hauseingänge oder Hecken! Eklig! Und nicht zuletzt lassen diese Rüpel auch noch ihre Flaschen überall liegen! Fast könnte man ja Mitleid mit euch „Kellerkindern“ (Eigenbezeichnung ClubFX) kriegen. Denn es sind ja offensichtlich die hackestramm-pöbelnden Gäste schuld daran, dass aus euren „galaktischen Partys“ eine üble Absturznacht wird.

Ein bisschen frage ich mich aber schon, liebe FXler, ob ihr angesichts eures wunderschönen Mottos „Back to Brain“ mal auf die Idee gekommen seid, hinter eurer Theke nach der Ursache zu suchen. Denn nicht zuletzt schenkt ihr doch raue Mengen Alkohol für weniger als einen Euro aus. Die „galaktische Party“ bringt euch auch nur galaktische Einnahmen, wenn jeder Gast mehr als einen Drink zu sich nimmt. Man kann sich für weniger als 10 Euro an so einem Abend richtig blau saufen! Und wer will es den jungen Gästen (insbesondere denen mit kleinem Geldbeutel) verdenken, dass sie dieses Saufschnäppchen wahrnehmen? „Einmal trinken soviel man will“, so lautet die Verheißung der Fast-Flatrate-Party. Bei manchen Gästen mit den beschriebenen Folgen. Mal ehrlich ClubFXler, ihr wollt einen möglichst hohen Umsatz über Masse statt Klasse und zugleich ordentliche-leicht-betrunkene-nicht-kotzende-und-randalierende Gäste? Beides zusammen – Trichterlogo hin, Alkohol in der Birne her – gibt es aber nicht für 99 Cent. War aber eigentlich auch schon vorher klar.

Dank geht an Benni für den Hinweis auf die Story

Die Crux mit den Wohnheimen

Wohnheim Chemnitz
Fast wie im Reiseprospekt (nur ohne Balkone): Das Studentenwohnheim könnte auch ein Hotel an der Costa Brava sein

Wenn ich von meinem WG-Balkon geradeaus, nach links oder nach rechts schaue, dann blicke ich auf die achtgeschossigen Studenten-Wohnheime gegenüber. Gestern saß ich wieder so in meinem Liegestuhl und blickte vor mich hin auf die sanierten Plattenbauten, da fiel mir auf, was für ein seltsamer Begriff „Wohnheim“ eigentlich ist.

Welche anderen Heime kennt man noch so im Sprachgebrauch? Da wären zum Beispiel:

  • Kinderheim
  • Altenheim
  • Pflegeheim
  • Asylbewerberheim
  • Tierheim
  • Stammheim  😉

Alles sind Orte, wo man nicht so unbedingt gerne wohnen möchte: Im Kinderheim wohnen Kinder, deren Eltern verschwunden sind. Im Alten- und Pflegeheim wohnen Eltern, deren Kinder sie nicht pflegen können oder wollen. Im Asylbewerberheim wohnen Leute, die keine Aufenthaltserlaubnis haben. Im Tierheim leben Tiere ohne Zuhause. In Stuttgart-Stammheim saßen die RAF-Terroristen ein, auch sie taten das sicher nicht gerne. Allen Heimen ist gemein, dass man selbst nicht mehr die Möglichkeit hat, einfach wieder auszuziehen.

Rein der Bezeichnung nach ist ein Studentenwohnheim also ein Ort an welchem entwurzelte Studenten wohnen, die keine andere Bleibe gefunden haben. Ein Ort an welchem sie nicht gerne sind, sondern eher weil irgendjemand es bestimmt hat. Und sie dürfen nicht raus! Das wird in dieser Form sicher auf die wenigsten Studenten im Wohnheim gegenüber zutreffen (genaue Werte bietet diese Studie zur Wohnzufriedenheit).

Bleibt also die Frage, ob es nicht einen passenderen Begriff für die Wohnheime gibt. Vielleicht „Studentenwohnanlage“ oder „Studentenresidenz“? Wobei diesen Termini (hey, endlich einen linguistischen Fachbegriff eingebaut!) häufig ja auch eine Spur Euphemismus innewohnt. Eine Residenz mit Toilette auf dem Gang wäre eben nur dem Namen nach eine Residenz. Ein Dilemma für welches keine Lösung in Sicht ist. Und so bleibt erstmal alles beim Alten: Die Fenster des Wohnheims glänzen in der Sonne, gegenüber auf dem Balkon ein junger Blogger im Liegestuhl, der angestrengt grübelt. Alles wie immer.

Warum die Chemnitzer Innenstadt nicht schön ist, ich aber trotzdem ganz froh bin, dass ich da war.

Stadt der Moderne Box in Chemnitz
Die Stadt-der-Moderne-Box auf dem Rathausplatz in Chemnitz. Die beiden Herren sind nur zufällig auf dem Bild.

Am Wochenende war ich seit längerem mal wieder in der Chemnitzer Innenstadt. Das Wohnen auf dem Campus bringt es mit sich, dass man nur noch für größere Besorgungen (Elektronikkram, Kosmetikartikel) hierher fahren muss. Alles andere gibt es auch bei den Discountern ums Eck. Früher bin ich öfter in die City gefahren, aber mittlerweile scheue ich den Weg. Nicht, dass es wirklich weit wäre – aber man wartet doch ein ums andere Mal auf die Tramlinie 2, die jetzt im Sommer nur jede Viertelstunde durch die Straßen kriecht und noch dazu notorisch verspätet ist.

An der Zentralhaltestelle angekommen, fiel mir gleich die Stadt-der-Moderne-Box auf, die für die neue Imagekampagne von Chemnitz werben soll. Draußen sind Fotos von überwiegend lachenden Einwohnern abgebildet, drinnen gibt es Statements in Print- und Videoform. Es ging darum, was die Chemnitzer mit ihrem neuen Slogan verbinden. Eine junge Dame fand den Titel „Stadt der Moderne“ für Chemnitz ziemlich unpassend. Ihr wurde eine begeisterte Stimme einer älteren Frau entgegen geschnitten, welche die Innenstadt hingegen sehr schön fand: „Weil hier alles so modern ist!“

Nun kann man ja vieles über die Chemnitzer Innenstadt sagen – aber wirklich „schön“ ist sie leider nicht. Das Rathaus ist schön. Einige der alten Bürgerhäuser sind schön. Die Innenstadt als Ganzes ist hingegen ein ziemlich wildes Durcheinander aus alt und neu, hübsch und abrissbedürftig, gediegen und häßlich. Schön ist sie nicht. Aber nicht zuletzt brauchen die Macher der Image-Kampagne ja auch ein paar positive Stimmen zum Stadtbild. Sie können ja schlecht sagen: „Leute fahrt nach Altenburg, wenn ihr eine schöne Innenstadt sehen wollt!“ – Das wäre zwar richtig, aber außer den Altenburgern würde sich darüber wohl niemand freuen.

Eine richtig originelle Idee fand ich die kostenlosen Oversize-Postkarten, die es in der Box zum Mitnehmen gab. Einige Motive zeigen Chemnitzer Sehenswürdigkeiten wie den Marx-Kopf oder eine Kaßberger Jugendstilfassade – andere nehmen das Klischee von Chemnitz als Provinzstadt auf die Schippe. Allein wegen dieser Karten hat sich die Fahrt in die Innenstadt für mich diesmal gelohnt:

Postkarten Chemnitz
Die Gratis-Postkarten – man benötigt 1,45-Euro-Briefmarken für den Versand.

Das Lachen der Anderen

Skurriler Brief an der TU Chemnitz

Normalerweise hängen am Schwarzen Brett der Universitätsbibliothek Ankündigungen für längst vergangene Veranstaltungen, Verkaufsannoncen für Schränke und Sofas und Nachmietergesuche. Heute blieb mein Blick jedoch an einem anderen Zettel hängen. Es war die großformatige Kopie eines Faxes eines gewissen Matthias J. (Name gekürzt) an die sächsische Staatsministerin Eva Maria Stange und schon der Betreff versprach Spannung:  „Die gegen mich gerichtete ständige schwere Belästigung an der Technischen Universität Chemnitz“ prangert der Schreiber dort  nämlich an. Es folgt ein überaus skurriles Schreiben, in welchem Matthias J. seine Forschungsschwerpunkte („illegale Produktion von Waffen“, „mafiöse Netzwerke“, „historische Industrialisierung in Sachsen“, „Holochaust“ [sic]) darlegt und auf seine persönliche Bedeutung hinweist („Ich unterhalte Beziehungen zum Cold War International History Project des Woodrow Wilson […] sowie zu weiteren Internationalen Einrichtungen und Medien“). Erst dann kommt er zum Kern seines Problems:

Voraussetzung das ich meine Forschungseinrichtung in Sachsen betreibe ist, das die ständige Bespitzelung und Belästigung der Studentenschaft aufhören. Zum Beispiel ärgert mich die Studentenschaft mit absichtlichem lautem Lachen, obwohl ich über traurige Sachen forsche.

schreibt J. unter bemerkenswerter Missachtung gängiger Regeln zur Verwendung von ‚das‘ und ‚dass‘ und will vermutlich auch nicht, dass die Belästigung der Studentenschaft aufhört, sondern vielmehr die Belästigung DURCH die Studentenschaft. Doch das erscheint als sprachwissenschaftliche Besserwisserei, denn J. scheint es sehr ernst zu sein mit dem Gelächter:

Ich bekomme bei so einem Verhalten eine Innere Zerrissenheit. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll und kann nur resignieren und abwandern. Meine Bemühungen den Rektor Herrn Professor Matthes einzuschalten, damit die Belästigungen aufhören, sind gescheitert.

Manchmal reicht eben auch ein Lachen aus, um einen bedeutenden investigativen Forscher und Mafia-Experten zur Verzweiflung bzw. ins Exil zu treiben. Ich bin sicher, dass sich die Staatsministerin umgehend um diesen Fall kümmern wird und entsprechende Schritte gegen das Gelache, aber auch Gegluckse, Gekicher oder Gegacker an der TU Chemnitz einleiten wird. Falls dem nicht so ist, hat Matthias J. jedenfalls noch einen Trumpf in der Hinterhand:

Im Falle meiner Abwanderung würde die Washington Post oder die New York Times einen entsprechenden Bericht über meine Forschungen und die mir umgebene Gesellschaft veröffentlichen.

Spätestens dann wird sicher doch noch alles gut.

Tuchfühlung will’s wissen

Leserbefragung von Tuchfühlung
So oder so ähnlich soll nach Informationen des Chemnitzblogs die Leserbefragung aussehen

Für ihre letzten beiden Ausgaben musste die Redaktion der Tuchfühlung viel Kritik von ihren Lesern einstecken (siehe Kommentare hier und hier). Nun scheint die Redaktion zu der Einsicht gelangt zu sein, dass es auf diesem Weg mit dem Chemnitzer Campusmagazin nicht weitergeht. Eine Befragung soll das Heft wieder näher an die Leser bringen und herausfinden, was die Studenten über das 1,30-Blatt denken. Wie das Chemnitzblog exklusiv von einem Mitglied der Redaktion erfuhr, wurde ein entsprechender Fragebogen bereits gestaltet und soll bei Erscheinen der neuen Ausgabe noch diese Woche an alle Käufer verteilt werden. Inhalt sind zunächst eher allgemeine Fragen zur Bekanntheit der Tuchfühlung (siehe oben). Dann will das Hochglanzmagazin es genau wissen: Umfang (Seitenzahl), Informationsgehalt, Themenrelevanz, Aktualität und Übersichtlichkeit sollen eingeschätzt werden. Von „Sehr gut“ bis „Sehr schlecht“ reicht die Palette der Auswahlmöglichkeiten. Besonders interessant erscheint in Hinblick auf die letzten beiden Ausgaben wohl die Frage nach der „kritischen/unabhängigen Annäherung an Themen“ (die keineswegs gewährleistet schien). Auch die Größe der Schrift  und die eigenwillige Bildauswahl steht nun offenkundig zur Disposition. Hat die Tuchfühlung ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Auch diese Frage soll durch die Leserbefragung geklärt werden. Die Möglichkeit eines komplett kostenlosen Magazins steht allerdings nicht zur Wahl. Weitere Felder bleiben für persönliche, handschriftliche Empfehlungen an die Redaktion frei – bleibt zu hoffen, dass viele Studenten die Gelegenheit wahrnehmen, um ihre Meinung kundzutun. Und natürlich auch, dass die Heftmacher aus den Ergebnissen lernen!